Partys und Delfine

Mittlerweile bin ich schon mehr als zwei Monate in Brasilien. Da ich mich etwas länger nicht mehr gemeldet habe, hier eine Zusammenfassung meiner Erlebnisse in den letzten Wochen:

Letztens war der Bruder meiner Gastmutter mit seinem Lebensgefährten am Wochenende zu Besuch. Wir haben einen wunderschönen Tag am Strand verbracht. Leider ist es zum Baden immer noch zu kalt, dafür habe ich aber sehr viele Delfine gesehen.
Die Delfine schwimmen in einem Kanal, der den Eingang zur großen Lagune bildet und mein Viertel von der Stadt trennt. Vor allem an windstillen Tagen kommen sie an die Oberfläche, selten konnte ich aber so viele wie an diesem Tag beobachten. Aufgrund einer einzigartigen Zusammenarbeit von Fischern und Delfinen waren sogar schon internationale Filmteams hier um zu drehen, zum Beispiel diese Dokumentation von Animal Planet.
Am nächsten Wochenende war ich auf einer Uniabschlussfeier. Eine Woche zuvor war ich mit einer Freundin bei ihrer Tante, die mich dazu eingeladen hat.
Am Tag der Feier war ich bei einem Mädchen aus meiner Schule, die sich ein kleines Taschengeld verdient, indem sie andere schminkt. Das brasilianische Make-Up für festliche Anlässe ist nicht gerade dezent, sondern sehr stark und auffallend. Deshalb war es für mich anfangs etwas seltsam. Ich schminke mich in Deutschland zwar auch zum Weggehen, allerdings kann man das nicht vergleichen. Da hier allerdings alle so aussehen habe ich mich ziemlich schnell daran gewöhnt und fand es irgendwie auch ganz cool. So ähnlich geht es mir oft, wenn ich hier etwas mache, das ich von Deutschland nicht gewöhnt bin. Vieles fühlt sich anfangs fremd an. Mir ist es aber als Austauschülerin natürlich wichtig, ganz in die brasilianische Kultur einzutauchen. Ich finde alles Unbekannte sehr spannend und will demgegenüber offen und aufgeschlossen sein.
Die Feier begann mit der Zeugnisvergabe und danach wurde an einem anderen Ort gegessen. Es gab typisch brasilianisches Buffet mit Reis und Fleisch und danach sehr feine docinhos (Pralinen/Süßigkeiten).
Ich glaube das Essen hier verdient nochmal einen eigenen Blogeintrag.


Letztens war ich das erste mal mit meinem Gasteltern beim Angeln. Wir saßen am Ufer vom Kanal, aber leider hat außer einem Krebs, den wir wieder zurück ins Wasser gelassen haben, nichts angebissen. Ich habe aber schon ein paar mal frisch gefangenen Fisch von meinem Gastpapa gegessen, was sehr lecker war.

Am  vergangenen Wochenende durfte ich das brasilianische Nachtleben kennen lernen. 30 km von meinem Ort entfernt liegt Tubarão, eine Stadt mit 100.000 Einwohner. Dort trat MC Kevinho auf einer baile funk, einer Party, auf der Funk gespielt wird, auf. Funk carioca ist eine in Brasilien bei Jugendlichen sehr beliebte Musikrichtung, die in Rios Favelas entstanden ist. In Europa gibt es diese Musik nicht, man könnte sie vielleicht als Elektro und Hip-Hop beschreiben. Ich war mit Schulfreunden dort. Neben MC Kevinho haben noch vier andere DJs aufgelegt, er selbst war nur ca. 40 Minuten auf der Bühne. Die Party hat um halb zwölf angefangen und ging bis früh morgens, als es schon wieder hell wurde. Wie die Brasilianer das aushalten? Sie trinken wenig Alkohol. Oder zumindest weniger Alkohol als Deutsche beim Feiern, was aber vermutlich nicht sehr schwer ist. Trotzdem, oder vielleicht auch gerade deswegen ist die Stimmung unglaublich und es macht total Spaß bis zum Sonnenaufgang zu tanzen.
Da das Boot von Laguna zu meinem Viertel nicht die ganze Nacht fährt, habe ich bei einer Freundin übernachtet. Am nächsten Tag wurde ich bei ihr noch zum Mittagessen eingeladen, es gab churrasco. Das ist eine in Brasilien sehr beliebte Art zu Grillen.

Nach zwei Monaten hier fühlt sich alles schon ganz alltäglich an. Ich hätte nie gedacht, dass es für mich einmal so gewöhnlich sein wird, die ganze Zeit Palmen zu sehen und beim Einschlafen dem Meeresrauschen lauschen zu dürfen. Das ist eine der unglaublich zauberhaften Charakteristiken eines Austauschjahrs. Ich verlasse nicht nur meine Komfortzone, ich baue mir sogar eine neue auf.

Beijos,

Maria


PS: Auf andere Austauschschüler habe ich weitere Blogs aus aller Welt verlinkt, schau gerne auch bei ihnen mal vorbei.

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